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 Winter Is Coming

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Jascha Hoellerer

Jascha Hoellerer


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BeitragThema: Winter Is Coming   Winter Is Coming EmptyMo Sep 05, 2016 4:24 pm

Winter Is Coming Eg91rl

Der Geruch diverser Körperflüssigkeiten - von denen Blut noch die angenehmste war - stach ihm in die Nase. Nein, der deutlich mitgenommene Teppich, der irgendwann einmal cremefarben gewesen sein musste und sich jetzt zu einem ekelhaften, dunkleren Ton verfärbt hatte, war eindeutig kein geeigneter Schlafplatz. Dennoch erhob er sich nicht sofort vom Boden sondern rollte sich erst einmal in Embryonalhaltung zusammen, wobei ein Fuß - klobig wie mit einer Eisenkugel beschwert - an irgendeinem Hindernis hängen blieb. Sein Kopf dröhnte, die Augen hielt er vorsorglich geschlossen, wohl wissend dass die Farben ihn zerfleischen würden, die auf der anderen Seite seiner Lider auf ihn lauerten, wenn er sie öffnete. Nach einigen weiteren Sekunden begannen die Fasern seines Körpers zu schmelzen, Sehnen zurrten zusammen, Nervenfasern verschmolzen miteinander. Ein leises Stöhnen zwängte sich durch die zusammengebissenen Zähne, aber seine Umgebung hätte wohl kaum auf ihn reagiert, wenn er aus vollem Halse geschrieen hätte.
Nicht, dass niemand da gewesenen wäre. Auf der Matratze in der hinteren Ecke, einem fleckig-versifften Ding, lag ein weiterer junger Mann, ein dritter lehnte an der Wand direkt daneben, als einziger mit geöffneten Augen, jedoch ebenfalls nicht voll da, die Nadel grade noch aus dem Arm gezogen. Schon allein deshalb reagierten sie nicht aufeinander. Die Droge nahm sie viel zu sehr ein, ihr gesamtes dreckiges Leben drehte sich um einen Buchstaben, eine Substanz. H. Heroin. Ab irgendeinem Punkt hatten sie alles andere verloren, ihren Job, ihre Familie, ihren Stolz - wenn sie überhaupt jemals etwas davon besessen hatten - jetzt blieb ihnen nur noch ihre zweifelhafte Junkieehre und eine reine Zweck-WG mit je zwei Typen von denen einer abgefuckter war als der andere. Der Zusammengerollte auf dem Boden, ein magerer Kerl namens Jascha, war der Älteste von ihnen und drückte seit inzwischen gut acht Jahren und verdiente sich schon fast sein halbes Leben indem er sich von anderen - zumeist merklich älteren - Männern ficken, beziehungsweise schlagen ließ. Vor allem aber kam er im Moment sowas von auf Turkey dass er die durch diesen aufgestachelte Farbenflut in Kauf nahm um mit zitternden Fingern sein Spritzbesteck in der Plastiktüte zu sich heranzuziehen. Das Tütchen mit dem schmutzig-weißen Pulver fiel ihm zuerst einmal auf den verklebten Teppich, als er es aus der Tasche zog, und er begann leise zu fluchen. Wie ein Mantra kam eine ganze farbige Palette aus Verwünschungen über seine mit schmalen Metallringen zerstochenen Lippen. In einer halbaufrechten, aber immer noch irgendwie zusammen gekauerten Haltung zerrte er den schmucklosen Gürtel aus seiner Hose - die ihm trotz ihres engen Schnitts bereits zu weit wurde - und schlang dieses behelfsmäßige Instrument knapp über dem Ellbogen um seinen Oberarm, bis die Adern am Unteren blau hervortraten. Auch alte Einstiche in der Armbeuge stachen nun deutlicher aus der bleichen Haut. In einer routinierten Bewegung hakte der Vierundzwanzigjährige die Schnalle in ein nachträglich zu diesem Zweck eingestochenes Loch.
Das Zittern seiner Hände hatte noch immer nicht nachgelassen, war eher noch ein Stück stärker geworden und sein Atem ging leise und hektisch. Den Inhalt der Plastiktüte - ein Esslöffel, eine Flasche mit chemischem Zitronensaft, ein Feuerzeug, eine Einwegspritze, ein leerer Joghurtbecher - schüttete er zu dem inzwischen aufgehobenen Tütchen in seinen Schoß. Den Becher warf er nachlässig zur Seite weg, bevor er den Löffel in seinen Oberschenkel drückte um ihm wenigstens etwas festen Halt zu geben, bevor er das kostbare Pulver, das mitunter tödliche Elixier seines Lebens, hinein gab und etwas von dem Saft dazuträufelte, dass einige Tropfen daneben gingen interessierte ihn wenig, solange nur nichts von dem H daneben ginge. Wenn er etwas davon verschüttete wäre es vorbei. Keiner seiner Mitbewohner würde auch nur eine Sekunde daran denken, ihm zu helfen. Da bliebe nur zusammenkratzen, zum nicht existenten Gott beten und... was auch immer. Die Metalle im Inneren des Feuerzeugs schabten leise ratschend gegeneinander, viel zu langsam. Noch einmal. Das Zittern abwarten. Nächster Versuch, endlich eine orange Flamme, fast tanzend vor seinen zusammengekniffenen Augen. Die andere Hand hob nun mehr mechanisch als wirklich lebendig den Löffel an und seine Irden bekamen einen fast hungrigen Ausdruck. "Komm schon, komm schon, komm schon,...", flehte er fast während das Pulver in dem sich erhitzenden Saft zusehends aufgelöst wurde. Dann ließ er das Feuerzeug fallen, drückte den Löffel wieder auf sein Bein um nach der Spritze zu greifen, das heiße Metall war bei dem sengenden Schmerz, der seinen Körper befallen hatte nicht weiter erwähnenswert. Er sog das Gebräu mit der Spritze auf, darauf bedacht nichts zu verschwenden, musste er doch wohl oder übel einen halben Tropfen verlieren um sicher zu gehen, dass er sich keine Luft in die Vene jagte. Diese war inzwischen derartig verknorpelt und der Turkey schüttelte ihn so stark, dass es ihn zwei Anläufe brauchte, um die schon stumpfe Nadel - er spitzte sie mehr schlecht als recht mit Schmirgelpapier – hinein zu stechen.
Ab diesem Moment, oder spätestens als er die Heroin-Zitronensaft-Mischung in seinen Kreislauf drückte, beruhigte sich sein geplagter Geist. Sein Mund füllte sich wieder mit Speichel und er hatte nicht länger das Gefühl an seiner eigenen Zunge zu ersticken. Auch wurden die Farben um ihn herum weicher, als wenn sich das Heroin wie ein Schleier über seine Augen legte und ein stumpfes Wohlbefinden breitete sich in seinem Inneren aus. Einen Moment lang gab er sich der trügerisch-erlösenden Wirkung der Droge hin, bevor er den nun sichtlich leichteren Kopf hob. "Morgen.", grüßte er in Richtung der zwei, sich nun ebenfalls ein wenig regenden, Männer bevor er auf die Beine kam um sein Besteck im nebenan liegenden Badezimmer auszuspülen. Nur seine Füße waren noch immer schwer, allerdings aus einem viel offensichtlicheren Grund als Drogenabhängigkeit oder einer unbequemen Nacht auf einem stinkenden Teppichboden. Jascha, bei dem es sich im übrigen um einen nicht nur schmalen sondern vor allem sehr kleinen Mann handelte, trug Plateaustiefel von nicht weniger als dreizehn Zentimeter Höhe, die nicht nur über eingelassene Stahlfedern sondern auch über eine verschrammte, aber ansonsten unbeschädigte Lederverkleidung verfügten. Aber auch abgesehen von seinen sehr alternativen Stelzen war er eine sehr auffällige Gestalt, nicht unbedingt 'schön' oder 'attraktiv' zu nennen, aber immerhin ein Blickfang.
Das schwarze Haar umspielte ein altersloses Gesicht mit feinen Zügen, Augen in einer undefinierbaren Farbe mit langen Wimpern, denen man ansah dass sie im Alltag geschminkt wurden und mehrere Lippenpiercings gaben seinem schmalen Mund die benötigte Härte. Seine Arme waren mit zahlreichen Tätowierungen bedeckt, denen es weder an christlicher noch an heidnischer Symbolkraft mangelte, wobei die bösen Mächte eindeutig die Überhand erlangt hatten. Und auch die Suchtkrankheit fand ihren Platz in Form von von ungeübter Hand um die pentagramlosen - ansonsten aber durch den Satanismus bekannten - Ziegenköpfe auf seinen Handrücken, herum gestochenen minimalistischen Spritzen und Tablettenkapseln. Das Auffälligste war allerdings das deutsche Wort in Old English Times Schriftart auf seiner nackten Brust: "Übermensch". Nicht dass er es sich hätte leisten können, statt eines Shirts lediglich eine kuttenähnliche Jeansweste zu tragen, da er nicht etwa ein Six oder wenigstens Four Pack, sondern stattdessen lediglich vorstechende Rippen und Hüftknochen zur Show stellte. Aber genauso wenig wie der Junkie sich für irgendwelche Fitnessprogramme und deren Ergebnisse interessierte, interessierte er sich für die Politik. Vielmehr war der Schriftzug, der tiefschwarz unter seinen Schlüsselbeinen prangte, ein Tribut an Friedrich Nietzsche. Für einen Mann ohne High School Abschluss war er erstaunlich belesen. Ob er wenigstens selbst irgendwie mit sich zufrieden war? Der prüfende Blick in den Spiegel verriet nichts.
Jetzt wo er sein Gehirn betäubt hatte, lag eine fast gefährliche Ruhe in seinen Bewegungen. Jenseits von seinem jämmerlichen Dasein auf Turkey war er ein vollkommen anderer Mensch. Spitzzüngig, egoistisch, rücksichtslos. Er war vielleicht nicht hübsch genug um sich seine Freier aussuchen zu können, aber er war auch nicht zimperlich. Sein Masochismus, eine Störung der Sexualpräferenz wodurch er Gefallen an Schmerzen und Erniedrigungen fand war sein Pass, in die Wägen und Geldbörsen anderer Perverser und alles in allem waren seine Kunden mit ihm zufrieden. Zufrieden genug um wiederzukommen und gut zu zahlen. Sie waren es vielleicht, die ihn fesselten, schlugen, würgten aber er war es, der ihnen dabei auf die Finger sah. Niemand wagte es, ihn über den Tisch zu ziehen ohne ihn auch dafür zu bezahlen, nicht zuletzt wegen dem Mann in seinem Rücken. Er hatte lange ohne Zuhälter gearbeitet, bis er unfreiwillig in dieses Abhängigkeitsverhältnis geraten war. Lester Vanarsdale war schlicht und ergreifend zu stark, zu mächtig für ihn und so hatte Jascha nach einigen heftigen Auseinandersetzungen schließlich klein bei gegeben und trat dem anderen Mann zähneknirschend, aber ohne zu murren sein Schutzgeld ab. Was er behielt gab es fast ausschließlich für Drogen aus. Alkohol, Zigaretten, Kokain, Heroin. Ohne Alkohol kam er aus, Kokain auch wenn er H hatte, aber ohne dieses? Undenkbar.
Zwischen Bad und Küche steckte er seine erste Zigarette an, blies den Rauch in die bereits zum Schneiden dicke Luft. Im obersten Fach des Kühlschrankes standen, in einem Mangel an weiteren Optionen ordentlich aufgereiht, mehrere 450 Gramm Becher SKYR, einem Natur-Quark aus Island, der irgendwann des letzten Jahres aufgrund seines geringen Fett- und seines unglaublich hohen Eiweißgehaltes gehypet worden war. Die Aspekte welchen den Vorteil für die Gesundheit betrafen interessierten ihn ebenso wenig wie die Frage, ob Obama jetzt weiß oder schwarz war, aber Fakt war dass er dank seiner Drogenabhängigkeit bereits seit Jahren gehörige Probleme mit der Verdauung hatte und sich aus diesem Grund beinahe ausschließlich von Magerquark ernährte. Zahlreiche weitere Mangelerscheinungen waren die Folge, aber dank der ausreichenden Proteinversorgung blieb er vor dem Schlimmsten bewahrt – oder es ließ sich zumindest betäuben. Mit einem der himmelblauen Becher in der Hand gekehrte er in das Wohn- und Schlafzimmer der schäbigen Einzimmer-Wohnung zurück, wo sich auch der letzte eine Kippe angezündet hatte und rauchend durch das geschlossene Fenster starrte. Wenn man von außen hereinkam erstickte man beinahe an dem Gestank, aber wenn man sich lange genug drinnen aufhielt bemerkte man ihn überhaupt nicht mehr. Zumindest ließ man sich nicht mehr davon beeindrucken. Der Vierundzwanzigjährige setzte sich nun ebenfalls auf die Matratze, die Füße in den schweren Stiefeln weit von sich gestreckt, den Rücken an die Wand gelehnt bevor er die Zigarette an dieser ausdrückte und mit demselben Löffel, mit dem er auch den Stoff aufgekocht hatte, zu essen begann. Lustlos, aber auch gleichgültig gegenüber dem immergleichen säuerlichen Geschmack, bis er den Pappbecher zur Hälfte gelehrt hatte und ihn wieder verschloss. Der Tag, ein Dienstag im Mai des Jahres 2016 hatte begonnen.

Das Nachtleben New Yorks erinnerte an einen Ameisenhaufen, stets in Bewegung von außen, doch im Inneren still stehend. Aus der Vogelperspektive betrachtet sah man kaum ein Zehntel von dem, was sich in seinem Inneren abspielte, geschweige denn was tatsächlich geschah. In einer Nebengasse packte die Silhouette eines Mannes die eines anderen, zerrte ihn herum, stieß ihn gegen die Wand. Mit einer Klinge am Hals fällt es schwer zu atmen, nicht nur in Hollywood Undead Songs und das bleiche Gesicht des Angreifers, dessen dunkle Augen in noch schwärzeren Höhlen funkelten, zeigte eine tödliche Entschlossenheit. "Rück den Stoff raus.", zischte er während seine freie Hand schon in die Jeanstaschen des anderen fuhren. Dieser war vielleicht größer als er, eine der Lederjacken über den breiten Schultern für die Kerle seines Schlages eindeutig eine Vorliebe entwickelt hatten, aber das Messer und die Entschlossenheit des Junkies hielten ihn im Schach. Der gestattete sich ein schiefes Grinsen, das nikotingelbe Zähne präsentierte als seine Finger fanden was er suchte. Ohne seine Beute genau zu inspizieren, ließ er sie in seine Taschen wandern. "Und dein Geld.", verlangte er dann und wieder war er es, der sich an der Kleidung seines Opfers zu schaffen machte, diesesmal allerdings an der Lederjacke. Einige Sekunden, dann hielt er in der Hand wonach er gesucht hatte und gab den anderen Mann mit einem Rückwärtsschritt frei. "Vielen Dank…", murmelte er mit abwesender Stimme, während er die Dollarscheine aus dem hintersten Fach zog. Der Angegriffene wollte sich grade davon machen, als der erfolgreiche Räuber ihm das Portemonnaie vor die Brust warf. Vielleicht betrachtete der Besitzer ihn jetzt, wo er nicht mehr direkt darum bangen musste, dass rasiermesserscharfer Stahl ihm die Kehle durchtrennte, zum ersten Mal genauer, vielleicht wurde er sich auch des Verlustes, die der Überfall für ihn bedeutete bewusst – jedenfalls stürzte der Dealer auf den Junkie. Er war noch recht neu im Geschäft, ganz im Gegensatz zu der hageren Gestalt, die bereits seit seiner Jugend im kriminellen Dschungel amerikanischer Großstädte zuhause gewesen war. Ohne zu zögern hieb er mit der Butterflyklinge, die er noch nicht wieder zurückgeklappt, geschweige denn weggesteckt hatte, nach der Hand des glücklosen Angreifers. Auch das Blut beeindruckte ihn wenig. Den vor Schmerz Fluchenden hinter sich zurücklassend passierte er die letzten Meter der Gasse und trat in das Licht der breiteren Straße, deren Bordsteine von Prostituierten und dem Geschmeiß, dass sie anzogen und von dem sie selbst angezogen wurden, gesäumt wurden. Für ihn trat man erst zur Seite, wenn er sich durch einen Schlag Des Ellbogens oder ein Kommentar Gehör verschaffte, doch sich ihm vom anderen Ende des Weges nährend zog eine hochbeinige, kurvige Gestalt eine wahre Schneise.
Milady DeWinter, wie man die vollbusige Brünette nannte, war keine Hure im eigentlichen Sinne. Sie verkehrte in höheren Kreisen und war somit nur auf dem Durchweg zu ihrem eigentlichen Ziel, einem der teureren Nobelclubs einige Straßen weiter. Doch sie genoss die Stellung, die sie bei den anderen Prostituierten innehatte, stauchte liebend gerne die Männer an, die es auch nur wagen konnten ihr in dieser Straße ein unmoralisches Angebot zu machen. Gut gelaunt von dem erfolgreichen Raub, sein bisheriger Tag war eher mittelmäßig verlaufen und hatte seine Stimmung ziemlich gedrückt, zumal Lester natürlich seine Kohle sehen wollte, wartete Jascha in der Mitte des Weges, während Lady D, wie er sie getauft hatte, direkt auf ihn zuschritt. Die Plastiktüte über den Arm baumelnd, die durch farbige Kontaktlinsen in tiefem meerblau schimmernden Augen die elegante Gestalt fixierend. Seine Haare waren mit Tonnen von Haarspray zurechtgemacht, bis er aussah wie eine der Figuren aus dem neuesten Final Fantasy Teil, das Gesicht hatte er mit äußerstem Geschick geschminkt und weiterhin auf ein anderes Oberteil als eine mit Nieten und Reißverschlüssen nur allzu bestückte Lederweste verzichtet. Auch die Plateauschuhe, matt schimmernd im Licht von Straßenlaternen und vorbeifahrenden Autos, waren wieder zugegen und dennoch musste er den Kopf ein wenig heben, als die Ältere schließlich vor ihm stand. Während des Wartens hatte er sich in aller Seelenruhe eine Zigarette angezündet und lächelte auch noch, als sie in Hörweite kam. "Einen wunderschönen Abend, Lady D.", der Sarkasmus in seiner Stimme war so schneidend, dass er durchaus als Angriff zählen konnte. Seine Abneigung gegen sie entsprang dem Konkurrenzkampf, den die beiden bereits führten seit sie sich zum ersten Mal in die Quere gekommen waren. Im Grunde war es vollkommen sinnlos, sich mit ihr anzulegen. Sie hatte die besseren Beziehungen, das erfolgreichere Leben, den besseren Körper er dagegen war einfach ein Junkie, der irgendwie den nächsten Druck zusammenkratzen musste, und das wusste sie. Milady DeWinter betrachtete Jascha mit derselben Herablassung, mit der er Politiker auf kriminelle Jugendliche in den Ghettos herabschauen, und auf dieselbe Weise wurde er nicht müde, ihre Geduld wieder und wieder auf die Probe zu stellen, bis es einmal ordentlich krachte. "Ist Ihr Chauffeur ne Schwuchtel, oder können Sie sich die Fahrt zu Ihrem Edelstrich wirklich nicht leisten und müssen sich deshalb Ihre Prada-Schuhe auf unserem dreckigen Pflaster ablaufen?", einen Moment stoppte er, um an seiner Zigarette zu ziehen und den Rauch nachlässig in ihre Richtung zu pusten. "Oder -", er tat entsetzt "Sind Sie jetzt etwa öfter hier?" Um genau zu sein war sie das fast jeden Abend, genau wie er selbst.
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Diana DeWinter

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BeitragThema: Re: Winter Is Coming   Winter Is Coming EmptyMo Sep 05, 2016 8:24 pm

Der Geruch von getrocknetem Urin, Blut und Schmutz hing in der winzigen Wohnung, in der die Dreiköpfige "Familie" zu Hause war. Wenn man das überhaupt noch als Familie bezeichnen konnte. Jane DeWinter, die Frau des Hauses, hing schnarchend über dem zerfledderten Sessel. Auf dem Boden lag eine eindeutig bereits verwendete Einwegspritze. Henry DeWinter, der mit ihr verheiratet war, war gerade dabei sich eine erneute Portion zu verpassen. Beide, sowohl Jane als auch Henry, brauchten das um nicht komplett durchzudrehen. Sie waren abhängig von dem Schleier, der sich auf sie legte, nachdem sie sich Heroin gespritzt hatten. Sie waren frei von allen Schmerzen und fühlten sich eine Zeitlang einfach nur pudelwohl. Es befreite sie von dem Gedanken an ihr erbärmliches Leben, welches sie führten. Doch der Spaß war teuer und sowohl Jane, als auch Henry waren arbeitslos, denn niemand wollte zwei Junkies einstellen. Man finanzierte die Wohnung durch kriminelle Aktivitäten, die jedoch immer mehr abnahmen, denn sie waren kaum noch in der Lage ihre Wohnung zu verlassen. Es war kein Geheimniss dass die starke Überdosis Heroin, die sie regelmäßig zu sich nahmen, sie Stück für Stück tötete. Sie waren kaum noch in der Lage es zu realisieren. Auch die normalen Bedürfnisse eines Menschen, wie Essen und Trinken, sowie Körperhygiene wurde vernachlässigt. Man merkte auch der Wohnung an, dass sie mal bessere Jahre gesehen hatte- sie stank bestialisch, die Wände schimmelten und die Fenster waren zersprungen. Heizung und fließendes Wasser gab es hier schon lange nicht mehr.
Genau ein Familienmitglied gab es, welches regelmäßig Geld anschaffte. Diana DeWinter, eine junge Dame, welche unglaublich hübsch sein könnte, würde sie mehr zu essen bekommen und nicht regelmäßig von Kunden verprügelt werden. Sie war unglaublich abegemagert, ihr Körper war geprägt von nicht richtig verheilten Wunden und ihre eigentlich leuchtend blauen Augen blickten matt und gefühlslos. Sie öffnete die Wohnung, unterdrückte einen Würgereiz und legte die 420$, die sie in dieser Nacht erwirtschaftet hatte, auf den einzigen Tisch, der Wohnung. Dieser war aber schon so morsch, dass man befürchten musste, er würde bei der geringsten Last einbrechen. Aber wen wunderte es, er stammte immerhin vom Sperrmüll.
Diana DeWinter war der Name der Dreizehnjährigen, welche das Pech hatte, als Tochter von Henry und Jane geboren zu werden. Ihr einziges Kleidungsstück welches sie trug, war ein mittlerweile sehr zerfetztes Oberteil, welches ihr bis zu den Knien ging. Die heutige Nacht war zwar besonders ertragreich gewesen(Es waren immerhiin fast 100$ mehr als sie im Durchschnitt pro Nacht machte), aber dafür auch besonders grauenhaft. Sie hatte nur einen einzigen Kunden gehabt, der aber dafür unwahrscheinlich reich war, dafür aber auch sie zu Dingen genötigt hatte, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Und geschont hatte er sie in der Nacht nicht... Und warum das alles? Damit ihre Eltern das Geld für Drogen ausgaben, die sie Stück für Stück umbrachten?
Diana fühlte sich jedenfalls schmutzig wie schon lange nicht mehr. Sie sah ihre schlafende Mutter, daher wandte sie sich an ihren Vater, der zwar im Rausch war, aber nicht schlief. "Ich hab das Geld.", sagte sie nur kurz angebunden und unterdrückte einen weiteren Würgereiz. Obowohl sie hier schon 13 Jahre lang lebte und sogar hier geboren wurde(warum sollte Jane denn auch ein Krankenhaus aufsuchen), konnte sie sich noch immer nicht an den Gestank gewöhnen. Sie frohr auch bitterlich, weshalb sie sich eine zerfledderte Decke schnappte, die sie mal von einem Kunden mitgehen gelassen hatte und rollte sich, so gut es ging darin ein, nachdem sie sich auf den kalten Fußboden gelegt hatte.

20 Jahre später hatte sich Diana deutlich gewandelt. Sie war zu einer der wichtigsten Personen des NewYorker Nachtleben aufgestiegen. Sie war es, die das Geschäft hier diktierte. Die Leute tanzten nach ihrer Pfeife und sie konnte sich ihre Kunden aussuchen. Nur Kunden die ihr etwas brachten... Sei es Geld, neue Kontakte oder um etwas auszuführen, wozu sie selbst nicht in der Lage war. Zum Beispiel einen Kunden bestrafen, der versucht hatte sie zu misshandeln. Denn niemand versuchte mit Diana DeWinter zu schlafen und dabei Gewalt anzuwenden. Er konnte sein ganzes Geld verlieren, oder auch wahlweise sein Leben. Das hing von der Person ab.
Oh, die Männer lagen ihr zu Füßen. Diana wusste auch ganz genau wie sie es ausnutzen musste. Sie ließ ihre Reize spielen und dafür kassierte sie. Es war ein Glück dass ihr der perfekte Körper dafür in die Wiege gelegt wurde. Ihre braunen Haare gingen ihr knapp über die Schulter. Mal ließ sie sie in Locken einfach über ihre Schulter fallen, mal glättete sie sie und mal machte sie sich kunstvolle Hochsteckfrisuren. Je nachdem wie es gerade verlangt war. Sie war außerdem mit üppigen Kurven gesegnet, wie die Männer es eben so verlangten. Sie hatte auch kein Problem damit, es dementsprechend zu betonen.
So ging sie die Straßen NewYorks entlang und beobachtete das Treiben auf dem Gehweg. Es saßen dort haufenweise leicht bekleidete Frauen, die auf notgeile Männer warteten um diesen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Als sie ab und zu Minderjährige entdeckte schluckte sie und lief hastig weiter. Sie konnte den Anblick von Minderjährigen, die sich prostituierten, nicht ertragen. Denn von ihnen machte das garantiert niemand freiwillig. Waren es die Eltern? Gewalttätige Zuhälter? Sie wusste es nicht. Aber sie kannte genug Leute, die so tickten und sie fand es abscheulich. Schon öfters hatte sie ihnen heimlich Geld zugesteckt. Aber nur so, dass sie nicht merkten dass das Geld von ihr kam. Schließlich hatte sie einen Ruf zu wahren. Sie war immerhin Milady DeWinter, die Königin der Männerherzen, die garantiert mit niemandem Mitleid zeigte.
Ein versiffter Junkie kam zu ihr und sie verzog angewiedert das Gesicht. Er grölte sie regelrecht an. "Wie wärs, Hübsche? Nur für eine Nacht? Ich geb dir 200$!", meinte er und spielte an ihrem Dekolleté rum, war sogar schon drauf und dran ihr Kleid von den Schultern zu reißen. Sie schüttelte den Kopf und packte ihn an der Faust. "Nein. Erkennst du mich nicht, drogensüchtiger Abschaum?", fragte sie wütend und schaute ihm in die Augen. Er wäre deutlich größer als sie, würde sie keine Absatzschuhe tragen. Aber würde sich Diana von so etwas wie dem einschüchtern lassen, wäre sie nicht dort, wo sie jetzt wäre. Sie sah nun auch wie der Junkie erstarrte und sich erschrocken von ihr los riss. "M... Milady! Milady DeWinter!", rief er erschrocken und nun drehten sich eine Köpfe zu ihr. Milady DeWinter waren immer 2 Wörter die für sehr viel Aufmerksamkeit in NewYork sorgen konnten. Zumindest in der Branche wo sie tätig war. Und sie liebte die Aufmerksamkeit die sie dann bekam, denn davon lebte sie. Glanz und Glamour in einem Bereich der eigentlich so gar nicht glamourös war.
Sie lachte auf und ging weiter ihres Weges, ohne dem Junkie auch nur einen Blick zu würdigen. Wenn es eines gab, was sie neben Prostitution Minderjähriger noch hasste wie die Pest, war es der massive Drogenkonsum der hier so stark betrieben wurde. Was brachte die Menschen dazu, eben diese zu nehmen? Merkten sie denn nicht wie es sie und ihre Mitmenschen komplett ruinierte? Sie selber hatte vielleicht ab und zu eine Zigarette, wenn ihr Kunde dies für angemessen hielt. Ab und zu trank sie vielleicht auch, wenn ihr Kunde sie auf ein Glas Sekt einlud. Mehr nicht. Sie hasste Drogen und würde lieber vom Dach springen als sich je eben diesen zu verschreiben. Dafür konnte sie ihr Geld für Dinge wie ein Auto, ein vernünftiges Haus und so weiter ausgeben, was doch viel sinnvoller war, als ihr in Dinge wie weißes Pulver, welches einen krank machte, auszugeben.
Das nächste Unheil lief ihr da leider auch schon über den Weg, woraufhin sie nur die Augen verdrehte. Jascha Hoellerer, heroinsüchtiger Volidiot, der nicht verstanden hatte dass sich eine Milady DeWinter nicht provozieren lies. Vor allem nicht von einem Speedballjunkie. Sie bekam eher das große Kotzen wenn der antanzte.
Als er sie sarkastisch freundlich begrüßte und ihr seinen Zigarettenrauch ins Gesicht pustete, unterdrückte sie einen Hustenanfall, denn dieser hätte nur Schwäche gezeigt. Und Schwäche konnte sie sich in der Öffentlichkeit nicht zulassen.
Sie musterte ihn abwertend mit ihren leuchtend blauen Augen, die so stechend waren, dass es einem schwer fiel, direkt hineinzuschauen. Hinter ihrem Rücken sprach man immer vom Killerblick, den sie offenbar nahezu perfektioniert hatte.
Meinte er doch tatsächlich mit ihr konkurrieren zu müssen. Der Gedanke war so lächerlich und abwegig dass sie ihn einfach nicht ernst nehmen konnte. Er war einfach nur ein Junkie ohne Geld, ohne vernünftige Unterkunft und Kontakte. Sie konnte sich gut vorstellen dass Jaschas Wohnverhältnisse denen glichen, die sie als Kind hatte. Er verkörperte einfach auch genau das, was sie an ihren Eltern damals gehasst hatte und was ihr diese grauenhafte Jugend beherrscht hatte. Vermutlich war das auch einer der vielen Gründe, warum sie ihn so verachtete.
Nun wagte er auch noch tatsächlich, sie wieder verbal anzugreifen. Irgendwie putzig, aber auch so unglaublich dumm. Sie ließ sich von ihm nicht provozieren, denn sie wusste, dass das genau das war, was er wollte. Die immer beherrschte Milady DeWinter zum Ausrasten bringen. Sie lachte daher einfach nur und wich seiner stinkenden Rauchwolke aus, die von der Zigarre ausging, die er rauchte. Ekelhaft.
"Erstmal trage ich kein Prada, da ich italienische Disignermarken einfach nicht ansprechend finde und außerdem finde ich, es ist nichts schlechtes dabei ab und zu hier durchzulaufen und die drogenkiffenden Junkies am Straßenrand zu betrachten, um sich darüber zu amüsieren, auf welche dumme Art und Weise sich Leute ihr eigenes Leben ruinieren können.", meinte sie nur und zuckte mit den Schultern. Auf seine nächste Bemerkung konnte sie nur den Kopf schütteln. Es war doch herrlich sich immer wieder auf Diskussionen mit ihm einzulassen und immer wieder als Sieger aus solchen Diskussionen hervorzugehen. "Ich bin öfters hier, wie sie ja eben selber festgestellt haben." Natürlich war sie öfters hier. Es war genauso ihr Ort um Geld zu verdienen wie seiner. Nur dass sie in dieser Hinsicht deutlich unterschiedliche Methoden hatten.
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